Butterbrote und Seesterne

Nach unserer ersten strengen Woche wollten wir uns fürs erste einfach mal erholen. Wir entschieden uns zusammen mit weiteren Reisegefährten (Aus Team Bromo wurde Team Bali) uns im Norden anzusiedeln und fuhren mit dem Minivan nach Lovina, ein gemütliches, aber doch eher touristisches Dörfchen an der Nordküste von Bali.
Die örtliche Reisemafia empfing uns gebührend und stellte uns freundlicherweise ein Dutzend ausgebildete Reiseführer zur Seite, die uns zielstrebig in irgendwelche zwielichtigen Absteigen führen wollten. Wir konnten dem verlockenden „Very cheap, mister, very nice, yes, yes“ widerstehen und fanden das vorher ausgesuchte Harris Hostel. Eine freundliche, ausgewanderte Deutsche empfing und half uns, uns im Dorf zurechtzufinden, welches hauptsächlich aus kleinen Läden und Bars bestand.
Das geplante Nichtstun wurde vorerst verschoben, scheinbar schienen unsere Kumpanen reichlich mehr Energie übrig zu haben als wir. Seit der Vulkanbesteigung waren wir schon 18 Stunden wach und ich wäre nach dem Essen gerne einfach untergetaucht, doch auf dem Programm stand ausgiebiges Feiern. Das hatten wir versucht, doch als halbschlafende Untote trugen Ivo und ich wenig zur Stimmung bei und nach 22 Stunden Wachsein gaben wir auf. Pfeif auf den Partylöwenruf, wir gehen jetzt ins Bett.
Der nächste Tag war wie gewünscht ereignislos. Wir schnorchelten im Meer, lagen am Strand, surften ein bisschen im Internet und lagen in allen erdenklichen Positionen herum und schliefen. Wir entdeckten eine deutsche Bäckerei, die tatsächlich gutes, wirklich gutes Brot backt. So etwas ist in Asien sonst nicht auffindbar und wir genossen ein paar feine Butterbrote! Unsere schon länger reisenden Kameraden konnten es kaum fassen, endlich wieder einmal Brot essen zu dürfen. Abends war das WM-Spiel Holland vs. Mexiko und die grosse Überzahl von Holländern hier bestimmte das Abendprogramm. Kurzerhand wurden wir mit oranger Bekleidung ausgestattet und stimmten uns schon mal mit einem Gläschen Arak auf das Spiel ein. Im Stillen für Mexiko jubelnd feierten wir halbherzig interessiert am unverdienten Sieg der Holländer mit. Viel spannender fand ich die Diskussion mit einem neuen Bekannten, einem Reisenden aus Deutschland, der seit drei Jahren unterwegs ist und beinahe schon überall war. Er erzählte mir Geschichten aus Usbekistan und dem Iran, Ländern die mich auch reizen und irgendwann an die Reihe kommen.
Die Siegesfeier endete etwas feuchter als geplant und am nächsten Tag sahen wir beunruhigt unserer bevorstehenden Busreise entgegen, unwissend, was denn unsere Mägen zu dieser Reise meinen. Wir verabschiedeten uns vorerst von Team Bali, welches noch länger in Lovina bleibt. Das nächste Ziel war Pemuteran, ein Dorf weiter westlich, nahe eines traumhaften Tauchgebietes, welches wir erkunden wollten. Die Busfahrt dauerte kürzer als erwartet und wir erreichten unser Ziel unbeschadet. Neu in unserer Begleitung war Heiko aus Deutschland, der mit seinem Roller schon bald zwei Monate auf Bali herumfährt und die Insel kennt wie seine Hosentasche.
Zu dritt mit drei Rucksäcken schlingerten wir auf einem Roller durch die Gegend. Die tiefen Sicherheitsstandards in Indonesien bringen auch ihre Vorteile J. Wir suchten uns eine günstige Bleibe und fanden abseits ein gemütliches Homestay mit kleinen Bungalows. Die Preise hier sind deutlich höher und wir bezahlen horrende 15 Fr. pro Nacht und Zimmer. Wir waren primär zum Tauchen und Sonnenbaden hier und suchten uns als Erstes einen Tauchanbieter. Zum Glück haben wir erste, günstige Angebote ausgeschlagen und haben ein geniales Dive Center namens Reef Seen gefunden. Die „very british“ Betreiberin Amanda empfing uns mit ihrem Königshausenglisch und ich habe sie von Anfang an ins Herz geschlossen, eine liebenswürdige Frau, die das Ganze sehr professionell betreibt. Hier buchten wir einen Introduction-Dive für Ivo, der noch nie Tauchen war und ein Refresh-Kurs für mich, da mein letzter Tauchgang schon drei Jahre zurückliegt und ich kaum noch mehr wusste, als das man halt Luft aus der Flasche atmen muss.
Am nächsten Morgen starteten wir mit einer kurzen Theorieeinweisung und dann ging es auch schon los ins Wasser. Direkt am Strand begann das Korallenriff und nach kleinen Startschwierigkeiten von Ivo sanken wir gemächlich ins tiefe blaue Meer. Wir schwebten schwerelos durch Korallenlandschaften, umgeben von kleinen Fischen, Seesternen und anderen dubiosen Meeresgestalten, denen man lieber nicht zu nahe kommt.
Das Tauchen war absolut genial und für den nächsten Tag organisierten wir gleich noch einen Tauchgang auf der nahe gelegenen Insel Palau Menjangan, einem der Tauch Hotspots in Indonesien. Der Rest des Tages schnarchten wir am Strand vor uns hin und jagten dem Hund hinterher, der unaufhörlich unsere Flipflops stibitzte und in den nahen Wald trug.
Abends verfolgten wir das schweizer WM-Spiel, diesmal herzhaft begeistert! Inkusive Verlängerung wurde es aber sehr spät und wir waren erst nach zwei Uhr im Bett. Der Tauchgang am nächsten Tag war wie erwartet traumhaft! Am Morgen tauchten wir einer 60 Meter tiefen senkrechten Felswand entlang, die über und über mit Korallen bewachsen war und von einer Vielfalt von Meeresbewohnern besiedelt war. Nach dem Mittagessen und einer Kappe Schlaf tauchten wir an einem neuen Tauchspot unter See und schlängelten uns durch malerische Korallengärten. Ivo beherrscht das Tauchhandwerk bereits erstaunlich gut und wir konnten alle problemlos auf derselben Höhe bleiben. Hier haben wir sogar zwei Schildkröten entdeckt!
Tauchen macht müde und so verbrachten wir den Rest des Tages wieder einmal mit Schlafen. Ich muss aufpassen, mich nicht an dieses Leben zu gewöhnen, sonst werden die Abenteuer in diesem Blog spärlich ausfallen!
Morgen reisen wir weiter (falls wir nicht zu faul sind) und berichten bald von neuen Abenteuern.

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