Auf lottrigen Rädern zur tobenden See

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In den letzten Tagen haben wir wieder soviel gesehen und erlebt, dass es schwierig ist, alles in einem Blogeintrag unterzubringen! Nach einigen Tagen in Kuta waren wir gierig auf neu Erlebnisse und machten uns auf, die Bukit Peninsula zu erkunden, die Halbinsel die Bali im Süden abschliesst. Dazu organisierten wir uns einen Fahrer und klapperten die verschiedenen Strände im Süden ab.

Wir entdeckten einige versteckte Traumstrände, z.B. die Dream Beach oder Padang-Padang, ein berühmter Surferstrand. Hier lagen wir routiniert in der Sonne oder versuchten, gegen die meterhohen Wellen anzukämpfen. Abends besuchten wir den hindustischen Tempel Ulu Watu, welcher auf einer hohen Klippe zum Meer hin gebaut ist. Der Tempel war nicht sonderlich spektakulär, wohl aber die traumhafte Aussicht auf den Sonnenuntergang.

Nachdem wir die tiefrote Sonne ins Bett begleitet haben fuhren wir fürs Abendessen zu einem Strand, wo uns das Geld nach allen Regeln der Kunst aus den Taschen gezogen wurde. Es war etwas teurer als sonst, was sich aber allemal gelohnt hat, da wir den selbst ausgewählten Fisch frisch grilliert und mit Chili mariniert verspeisen durften.

 

 

Am nächsten Tag entschieden wir, dass es Zeit für eine neue Insel wird und machten uns auf zur Überfahrt nach Nusa Lembongan, eine kleine Insel im Südosten von Bali. Einst die Gefangeneninsel der Balinesen leben die Einwohner heute von zurückhaltendem Tourismus und dem Anbau von Seegras. Hier ist alles sehr viel ruhiger und gemütlicher als im hektischen Südbali und die Bewohner sind tief verhaftet in ihrem hindustischen Glauben und Ritualen. Da sich auch der Verkehr in Grenzen hält, mieteten wir einen klapprigen alten Roller, auf dem wir zu zweit durch die engen Gassen brausten um uns eine Bleibe zu suchen. Heimisch wurden wir im Nyta Homestay, einem wunderschönen kleinen Hostel, das sogar einen Pool hat! Er war zwar schön, das Wasser-Chlor-Mischverhältnis von ca. 1:1 lud aber wenig zum Baden ein.

Das hatten wir ohnehin nicht vor, denn wir schwingten uns auf unser neues Gefährt und machten uns auf, die Insel zu erkunden. Regelmässig ermahnten wir uns, schön links zu fahren (Linksverkehr!) doch man fährt ohnehin einfach da wo es Platz hat und so schnell, wie es die Schlaglöcher eben zulassen. Im Süden der kleinen Insel fanden wir einige schöne Strände und atemberaubende Klippen, welche der riesigen Wucht der Brandung trotzten. Hier wurde uns wieder einmal die Kraft der Naturgewalten vor Auge geführt und ehrfürchtig beobachteten wir, wie die meterhohe Wellen unablässig gegen den Felsen breschten.

Über eine abenteuerliche Hängebrücke, die gerade genug breit ist, das ein Töff darauf passt, gelangten wir auf einen anderen Inselteil, in welchen wir orientierungsfrei herumfuhren. Die Strassen sahen aus, als hätte man eine Handvoll Asphalt in den Wald geworfen und der Untergrund hatte die Fahrkomfort eines Flussbettes. Gekonnt bewältigten wir den Hindernisparcours und gelangten auf unglaublich steilen Wegen tiefer in den Dschungel hinein. Hier versuchten wir uns, von einem Einheimischen fotografieren zu lassen, der aber scheinbar das erste Mal eine Kamera in den Händen hielt, und diese verkehrt in die Hand nahm und auf den Boden richtete :) Nach einem kurzen Postmoderne-Crashkurs gelang aber doch ein guter Schnappschuss!

Überall an der Küste war Seegras zum Trocknen ausgelegt und das Meer war voll von kleinen Seegrasplantagen, die fleissig beackert wurden. Die Algen werden nach einem Monat geernet, drei Tage getrocknet, zu Pulver verarbeitet in alle Welt verschifft und liefert das Rot für Lippenstifte von Chanel oder wird als Bestandteil von Artzneimittel verwendet. Wir erkundeten auch ein unterirdisches Haus mit 500 Quadratmetern Fläche, welches ein irrer Mönch in 15 Jahren Arbeit nur mit Hammer und Meissel bewaffnet in den Boden grub. Selbst Bad und Bett, Küche und Keller, Schrank und Schreibtisch sind aus Stein. 1976 war er fertig, doch gewohnt hat er nie da, da seine Familie wenig erpicht darauf war in dem klaustrophobischen, verwinkelten Höhlensystem zu wohnen. Bald mussten wir wieder zurück nach Bali, da das Abenteuer Indonesien für Ivo leider schon zu Ende geht. Auf der Rückreise haben wir einen neuen Gefährten gefunden, Max, ein angehender Arzt aus Österreich. Der ist mit seiner Schwester Laura unterwegs, die wir am Flughafen abholten und erst mal auf den Arm nahmen. Nach einstudiertem Schauspiel erklärten Ivo und ich (mit professionell ausgedrucktem Abholdschild) dass Max mit einer anderen Frau durchgebrannt ist und sie leider nicht vom Flughafen abholen könne. Diese war ziemlich verdutzt, was diese zwei Kerle hier wollen und danach auch sichtlich erleichert, als Max dann doch hinter einer Säule hervorkam.

 

 

Abends haben wir Lauras Ankunft und Ivos Abschied furios gefeiert! Nach Disco, Stripclub und nachdem die Einheimischen Wetten auf Ringkämpfe und Armdrücken der verschiedenen Reisenden der Welt gesetzt haben, schlossen wir den Abend auf dem rostigen Blechdach des Hotels ab, was für ein Abend! Heute hiess es für Ivo dann leider Abschied nehmen, da er die Heimreise antreten musste! Unglaublich, wie schnell diese drei Wochen schon um waren! Mit etwas Wehmut verabschiedeten wir uns und ich ziehe nun alleine weiter, wobei ich ja schon neue Freunde gefunden habe :)

Etwas ungeplant landeten wir heute zum Nachtessen in einem luxuriösen Strandresort und schlemmten weit über unserer Preisklasse! Von den den indonesischen Mini-Portionen langsam enttäuscht gönnten wir uns das All-You-Can-Eat Fondue Chinoise Paket und genossen ein wahres Festmahl! Fisch, Muscheln, Poulet, Rind, Gemüse, Nudeln, Krebse, Teigtaschen, einfach alles war dabei! Wir konnten es kaum glauben und haben uns den Bauch bis in den letzten Winkel gefüllt! Schade, dass Ivo diese Königsspeise verpassen musste. Für das riesen Menü mussten wir schlussendlich 20 Fr. pro Peson hinblättern, in europäischen Massstäben ein immer noch sehr vertretbarer Preis :)

Leider ist mein Visa immer noch in den Mühlen der Bürokratie gefangen und ich muss bis am Montag warten, um meinen Reisepass zu erhalten, damit ich dann endlich weiterreisen kann! Doch unterdessen gibt es noch einige Abendteuer zu erleben, von denen ich bald berichte!

 

Heute gibt es als Leckerli noch ein Video, welches euch unsere Eindrücke etwas besser näher bringt:

 

Ein Kommentar für “Auf lottrigen Rädern zur tobenden See

  1. Lieber Röbi, auf der einen Foto kommen du und Ivo als zwei sonnenbrillenbewehrte Boys rosa angehaucht rüber, ganz Komplememtärfarbe zum wunderschönen Türkis des Ozeans auf den Folgebildern :-)

    Eure Erlebisse und insbesondere der Kurzfilm sind wohl eher eine Art wohltemperierte Tortur für Daheimgebliebene (in Winterthur ist es grau, nass und kühl), so à la “Wött au”. Tja, ich habe seit ein paar Stunden auch Sommerferien, aber vorerst verbringe ich diese vor Ort und träume ein bisschen vom Reisen.

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